Holidays
- 02. März19:00-20:27
Filmbeschreibung
Der Film spielt vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine und verfolgt das Leben der Menschen in Russland von Feiertag zu Feiertag – die Protagonisten warten sehnsüchtig auf ein neues Datum, ohne zu bemerken, was um sie herum geschieht. Heute ist der Film besonders verblüffend: Im Finale machen sich die Protagonisten auf den Weg in die Ukraine.
Über fünf Jahre hat der Schweizer Dokumentarfilmer Antoine Cattin an „Holidays“ gearbeitet. Im Kern seines Films steht eine scheinbar einfache Beobachtung: Russland nimmt weltweit eine Spitzenposition in der Anzahl seiner Feiertage ein. Auf den ersten Blick steht dies nicht in Zusammenhang mit der Außenpolitik Wladimir Putins, doch Cattin zieht gekonnt eine Parallele. Er porträtiert Russland als einen fast märchenhaften Staat, in dem die Bürger sich bei jeder festlichen Gelegenheit in einen Rausch der Euphorie versetzen. Er porträtiert die Feiertage als Augenblicke, in denen individuelle Bedeutungen in leeren Ritualen und massenhaften Aktionen untergehen, die den Menschen ihre Subjektivität rauben. Der Feiertag wird zu einem Triumph der Masse und zum Höhepunkt des Eskapismus, wenn das Dröhnen des Feuerwerks die Ängste, den Hunger und die Ungewissheit des Morgens übertönt. In dieser Darstellung erkennt der Zuschauer unweigerlich die Geräusche eines andauernden Krieges.
Was vor einigen Monaten noch als eine Sammlung seltsamer russischer Absurditäten hätte gelten können, erweist sich jetzt als erschreckend realitätsnah. ‚Holidays‘ ist ein Film, der in seiner aktuellen Relevanz verstört und fesselt und das Publikum dazu zwingt, sich mit den oft übersehenen Realitäten einer Nation auseinanderzusetzen, die sich in einem scheinbar endlosen Zyklus von Feier und Verdrängung befindet.
Gäste
Antoine Cattin
Antoine Cattin wurde am 25. April 1975 in der Schweiz geboren. Antoine ist bekannt für Die Mutter (2007), Mirnaya zhizn (2004) und Dur d'être Dieu (2012). Antoine Cattin ist ein schweizerischer und russischer Dokumentarfilmkameramann und Regisseur. Er ist Preisträger des Laurel Award und des White Elephant Award. Er schloss 2001 sein Studium an der Universität Lausanne ab (mit Abschlüssen in Geschichte, Film und Russisch). Gründer und Herausgeber der Filmzeitschrift Hors-Champ. Arbeitete als Kamera- und Regieassistent bei Sergei Loznitsas Dokumentarfilm Portrait (2002). Zusammen mit Pavel Kostomarov drehte er die Dokumentarfilme "Transformer" (2003), "Peaceful Life" (2004), "Mother" (2007). Zehn Jahre lang filmten Antoine Cattin und Pavel Kostomarov den Regisseur Alexei Herman am Set von "Die Geschichte des Arkanar-Massakers"; das Ergebnis dieser Arbeit ist der Film "Playback" von 2012. Co-Autor und Teilnehmer am Reality Project von Alexander Rastorguev, Pavel KostomarAlexey Pivovarov.